Ich habe Mist gebaut. Mehr als das. Als ich gestern an einem etwas hochwertigerem Beitrag für den Blog arbeiten wollte (ja, ehrlich), musste ich den Tod meiner einen Festplatte feststellen. Ohne vorheriges Anzeichen, trat sie in die ewigen Datengründe über. Wie der Zufall so will, war sie die wichtigste der sechs Festplatten in meinem Rechner. Die mit den Fotos. So verlief nicht nur das Blogposting, sondern auch der ganze Tag anders als erwartet. Statt einem letzten entspannten Wochenende, begannen zwölf Stunden Wiederbelebungsversuche, die letztendlich vergebens waren. In über 25 Jahren mit einem eigenen PC, ist das mein erster Datenverlust. Aber ich habe ja noch meine Backups.
Oder auch nicht. Man sollte im Referendariat nichts Wichtiges machen. In einer prokrastinationsbasierten Sortieraktion habe ich zwar meine Fotos aufgeräumt, aber sie aus dem Backup rausgeräumt. Mit anderen Worten, ich habe kein Backup mehr.
Zwölf Jahre Fotos sind nun weg. Meine Gefühle sind gemischt. Es sind so viele schöne Fotos dabei, die ich noch bearbeiten, drucken und aufhängen wollte. Es ist so viel Mist dabei, den ich immer löschen wollte, es aber nicht konnte. An den Fotos haften nicht nur positive Erinnerungen und der ganze Ballast ist nun weg. Es warten nicht mehr ein-, zweitausend Fotos, die noch gesichtet und bearbeitet werden müssen. Dieser Kahlschlag ist auch eine kleine Erleichterung und passt zur Zäsur, die mein Leben gerade erfährt. Neuer Job, neue Schule, neue wunderbare Menschen in meinem Leben – warum nicht Altes hinter sich lassen?
Für gut 500€ – 1000€ könnte ich eine professionelle Datenrettung in Auftrag geben. Pro Foto gerechnet, sind das nur ein paar Cent. Aber realistisch bleiben das gottverdammte eintausend Euro. Daher auch das Philosophieren über den Wert der Fotos. Als erstes dachte ich, ich komme realistisch betrachtet nie dazu, alle Fotos zu bearbeiten und zu posten. Das stimmt. Aber liegt da nicht ein Fehler? Hat nur etwas einen Wert, das ich poste, teile und likes bekomme? Nein, weil ich für mich mit der Fotografie angefangen habe und letztendlich auch immer noch für mich fotografiere. Natürlich möchte ich sowohl Bestätigung als auch, dass meine Fotos anderen gefallen. Aber ich fotografiere weiterhin für mich.
Ich werde morgen einen Kostenvoranschlag einholen und sehen, was auf mich zukommt. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich mache. Ein Schnitt kann auch für die Kreativität ganz heilsam sein. Es ist ein merkwürdiges Gefühl. Wir sind es so sehr gewohnt, dass Bilder unendlich oft vervielfältigt und geteilt werden können. Plötzlich sind die Fotos an meiner Wand, die letzten ihrer Art.
PS: Seid kein Nerdmeyer, macht immer doppelte Backups.